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Bauforschung zu kolonialem Kulturerbe in Namibia

Bei der Alten Feste in Namibias Hauptstadt Windhoek handelt es sich um eines der ersten Gebäude, welches in der ehemaligen deutschen Kolonie durch Europäer errichtet wurde. Nun untersuchen Studierende der Namibia University of Science and Technology zusammen mit Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule RheinMain dieses schwierige Erbe. Ziel ist die Entwicklung einer umfassenden Strategie für den zukünftigen Umgang mit dem Bau.

Die Alte Festung wurde im Laufe der Zeit häufig umgebaut und mit breiten Veranden ausgestattet. (Foto: Jacob Antoci)

Die Alte Feste erhebt sich entlang einer Anhöhe an einer der zentralen Straßen Windhoeks. Zusammen mit der nahegelegenen Christuskirche, dem Tintenpalast und dem neu errichteten Nationalmuseum, steht sie wortwörtlich im Zentrum der jüngeren Geschichte des Landes. Ungeachtet dessen steht das Gebäude seit einigen Jahren leer und verfällt zunehmend. Unter Leitung von Jens Wiedow haben Architekturstudierende der Namibia University of Science and Technologie im Rahmen einer Projektarbeit das Gebäude näher untersucht.

Der örtliche Architekt Klaus Brandt führt die Gruppe der Studierenden durch den verwilderten Innenhof der Festung, (Foto: Jacob Antoci)

Gefördert durch ein Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes konnten sie dabei von vier Studierenden der Hochschule RheinMain und einem Mitarbeiter des Labors für Bauforschung unterstützt werden. Zu Beginn stand eine ausgiebige Archivrecherche in den entsprechenden Baubehörden und dem Nationalarchiv. Anschließend wurde Teile des Baus mit der Methode des Handaufmaßes vermessen. Auf viel Interesse stieß auch das Vermessen der Veranda mit einem Tachymeter sowie die Anwendung des „Structure from Motion-Verfahrens“ für die Westfassade.

Ausschnitt des durch Structure-from-Motion erstellen verzerrungsfreien Bildes der Westfassade (erstellt: Jacob Antoci)

Die namibischen Studierenden haben im weiteren Semesterverlauf Entwurfsansätze entwickelt, die der schwierigen Geschichte des Baus gerecht werden und ihm vor weiterem Verfall schützen. Insgesamt konnte in kurzer Zeit viel erreicht werden. Das vorhandene Archivmaterial und die sehr erfolgreiche Bauaufnahme versprechen, zu guten Ergebnissen zu führen.

Beitrag: JA, 28.11.2023

 

Digitale Methode zum Erhalt von Mauerkronen vorgestellt

Was die digitale Revolution für die Bauforschung und Denkmalpflege bedeuten kann, zeigt eindrücklich ein Projekt unseres Labors, das im Rahmen einer Sonderveröffentlichung der Hochschule RheinMain in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vorgestellt wurde. 

Mauerkronen der Burg Balduinseck (Foto: Labor für Bauforschung der HSRM)

Bei den oberen Abschlüssen freistehender Mauern, den so genannten Mauerkronen, handelt es sich in der Regel um sehr gefährdete Bausubstanz, da sie den Umwelteinflüssen am stärksten ausgesetzt sind. Vegetation kann dabei nicht nur zerstörerisch, sondern auch schützend wirken. Die betreffenden Mauerabschnitte müssen dafür allerdings in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, was auf Grund ihrer Zugänglichkeit nicht immer leicht ist. Mittels Drohnenbefliegung und Structure-from-Motion ließe sich der Prozess jedoch wesentlich vereinfachen. 

Sonderveröffentlichung der HSRM in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung >

Projektverantwortlicher Sonderveröffentlichung: Michael Nungässer / Text: HSRM, 04.06.2023

 

Projektarbeit des Studiengangs Baukulturerbe (B.Sc.) an der Synagoge Worms

Die Synagoge in Worms ist Teil der im Jahre 2021 von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommenen SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz. Sie blickt auf eine nahezu tausendjährige, von Zerstörungen und Wiederaufbauten geprägte Geschichte zurück. Nach der nahezu vollständigen Zerstörung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 entstammen große Teile der heute sichtbaren baulichen Strukturen der Wiederherstellung in den Jahren 1959-61. Einzig Fundamente und Grundmauern sind bauzeitlich und reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück.

Die Synagoge in Worms (Foto: Christoph Duppel)

Im Rahmen des Projektes E ´Sanieren und Revitalisieren´ bot sich den Studierenden des Studienganges Baukulturerbe (B.Sc.) im Wintersemester 2022/23 die Gelegenheit, die Synagoge einer umfassenden Bestandserkundung zu unterziehen. ´Das Labor für Bauforschung der HSRM verfügt über eine Vielzahl von Messinstrumenten, welche die geometrische und strukturelle Erfassung von bestehenden Bauwerken ermöglicht´ so Prof. Christoph Duppel, der die Projektarbeit zusammen mit Dipl.-Ing. Jens Jost und Dr. Nikolaus Koch betreute.

Tachymetrisches Gebäudeaufmaß (Foto: Christoph Duppel)

Ausgehend von einer Archivrecherche zur bewegten Baugeschichte erfolgte durch die Studierenden eine vollumfängliche Bauaufnahme des Bauwerks. Durch Kombination von tachymetrischem Aufmaß und der mit Hilfe einer Drohne realisierten SFM-Methode (´Structure from Motion´) entstanden hierbei sowohl klassische Grundriss- und Schnittzeichnungen als auch Fassadenansichten in Form von Orthophotos. Diese detaillierten Planunterlagen boten dann Grundlage, um in sieben Teams vertiefende Untersuchungsschritten durchzuführen. Neben der digitalen Kartierung von Gebäudeschäden und Risse, der Ergründung der Schadensursachen lag der Fokus auch auf der Konzeptionierung von denkmalgerechten und nachhaltigen Möglichkeiten zur Sicherung und Instandsetzung des gerissenen Mauerwerks.

Gebäudeschnitt als Ergebnis der Bauaufnahme (Labor für Bauforschung der HSRM)

Dreidimensionales SFM-Gebäudemodell (Labor für Bauforschung der HSRM)

Schlusspräsentation im Ratssaal der Stadtverwaltung Worms (Foto: Christoph Duppel)

Die Schlusspräsentation der Projektarbeit erfolgte im Ratssaal der Stadtverwaltung Worms. Vertreter:innen des Vereins SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz e.V, der Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz sowie der städtischen Denkmalschutz- und Baubehörden zeigten sich erfreut von der Qualität der entstandenen Unterlagen und den fundierten Konzepten zum behutsamen Umgang mit historisch bedeutsamen Bauwerken.

Beitrag: CD, 07.03.2023

 

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